Unsere Welt ist voll von bunten Bildern, großartigen und auch nicht so großartigen Fotos. Nicht so großartig, wenn sie nur Klischees zu bedienen. So wie das klassische Stockfoto vom Handschlag oder von der glücklichen Familie am Frühstückstisch.
Dabei geht es auch anders. Fotos können ‘Edge’ haben. Mit den Klischees spielen und die Regeln brechen. Das Gute: Dann funktionieren sie auch im werblichen Umfeld besser. Denn nur wer polarisiert, schließt die falsche Zielgruppe aus und spricht die richtige Zielgruppe an.
Was hat das alles mit historischen Bildern zu tun? Holz- und Kupferstiche, Chromolithographien und auch alte Fotos entstanden mit viel Handarbeit. Jeder Schritt der Herstellung war mit viel Einsatz eines konkreten Künstlers oder Handwerkers verbunden. Und das sieht man den Bildern an. Die Linien von Holzstichen sind leicht brüchig – weil der Stecher den Stichel nicht im perfekten Winkel angesetzt hat oder weil der Druckstock von der vielen Benutzung schon abgetragen war. Kleine Farbkleckse erscheinen in Chromolithographien, wo sie nicht hingehören, vielleicht, weil der Lehrling die Farbe aufgetragen hat. Alte Fotos sind nicht so perfekt belichtet, wie wir das heute erwarten.
Und wurden die Originale tatsächlich genutzt, die Postkarten verschickt, die Fotos herumgezeigt, die Bücher gelesen – dann haben sie abgestoßene Ecken, Knicke und Fingerflecken. Farbe und Papier haben sich im Laufe der Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte verändert, sie sind vergilbt oder verblasst. Bücher wurden von Kindern koloriert, auf dem Dachboden vergessen und nassgeregnet oder von Mäusen angefressen. All das macht jedes historische Bild zu einem Original, auch wenn es sich um die ersten Produkte aus Druckmaschinen handelte, die bereits für einen großen Markt produzieren konnten.
Selbst wenn sie Klischees bedienen – das tun historische Bilder schließlich auch -, dann hat die seither vergangene Zeit sie so abgeschliffen, dass sie endlich witzig sind.
Deshalb lieben wir historische Bilder: Man erkennt in ihnen noch die Menschen, die sie geschaffen und die mit ihnen gelebt haben. Und ihre Inhalte sind ein Beweis dafür, dass Menschen nicht erst in der Gegenwart kreativ geworden sind. Dass es einen unglaublichen Reichtum an faszinierenden Inhalten und Formen in der Vergangenheit zu entdecken gibt.