Historische Illustrationsverfahren

Holzschnitte

Hl. Christophorus mit Jesus auf der Schulter. Langa
Harnbeschauender Arzt Zeichnung/Illustration

In Holz geritzte und später kolorierte Umrisszeichnungen für volkstümliche Druckwerke sind seit dem 13. Jahrhundert bekannt. Formschneider ritzten Zeichnungen ins Holz und ließen die zu druckenden Linien stehen (Hochdruckverfahren). Oft fertigten sie handkolorierte Einblattdrucke, die Text und Bild kombinierten. Im 15. Jahrhundert entwickelten sich Flugblätter zu einem Massenmedium der Bauernaufstände und der Reformation, während ein Großteil der Bevölkerung noch aus Analphabeten bestand. Ihre Inhalte waren astronomische und astrologische Notizen, Berichten über Dämonen, Naturkatastrophen, Missgeburten und andere Sensationen, Nachrichten über Morde und Hinrichtungen, Kriege und Schlachten, religiöse und politische Ereignisse sowie Porträts bekannter Persönlichkeiten (etwa Martin Luthers) und Heiliger. Nicht selten wurden diese Flugblätter auch koloriert.

Während des 16. Jahrhundert wurden die Bilder zunehmend realistischer: Sie enthielten Schraffuren für die Darstellung von Licht und Schatten und begannen, die Konkurrenz mit dem Kupferstich aufzunehmen (z.B. von Albrecht Dürer).

Kupferstiche

Der Kupferstich war bereits seit dem 15. Jahrhundert bekannt, seine Blütezeit begann jedoch erst im 17. Jahrhundert, in dem er den Holzschnitt mehr oder weniger verdrängen konnte. Es handelte sich um eine sehr aufwändige Technik, bei der ein Motiv auf eine teure Kupferplatte gestochen und dann im Tiefdruckverfahren gedruckt wurde. Das bedeutete, dass Illustrationen in einem zweiten Arbeitsschritt präzise in die im Hochdruckverfahren gedruckten Texte eingefügt werden mussten. Daher konnte der Kupferstich den Holzschnitt niemals völlig verdrängen, obwohl er viel feinere Schraffuren und Details ermöglichte.

Holzstiche

Zwerg-Mausmaki

Ein großer Teil unseres Bildmaterials besteht aus Holzstichen. Zur Anfertigung eines Holzstichs zeichnete ein namhafter oder weniger namhafter Künstler das Motiv auf einen Buchsbaumblock; ein ausgebildeter Holzstecher ritzte es in das Holz. Durch das Variieren der Strichstärke ließen sich sehr auch sehr feine Details plastisch darstellen. Im Hochdruckverfahren wurden diese Druckstöcke dann zusammen mit den Lettern in der Regel einfarbig, schwarz auf weiß, gedruckt.

Vergrößert man die Holzstichillustrationen stark, zeigen sich im Detail durchgezogene, oft leicht brüchige Linien.

 

Chromolithographien

Um illustrierten Werken Farbe hinzufügen zu können, wurde im 19. Jahrhundert die wohlbekannte Technik der Lithographie an die Bedürfnisse des Farbdrucks angepasst. Die aus Solnhofener Plattenkalksteinen hergestellten Druckstocke waren extrem robust und konnten für mehrere Auflagen eines Werkes genutzt werden. Für die Herstellung einer Chromolithographie wurden in einzelnen Gängen bis zu 20 Farbschichten nacheinander aufgetragen. Die farbigen Illustrationen mussten anschließen von Hand in den Buchblock eingefügt werden und blieben mit ihrer etwas ‚öligen‘ Anmutung ein Fremdkörper in den Büchern. Dennoch erlebte die Chromolithographie in der Zeit von 1880 bis 1910 eine Hochkonjunktur in Kinder- und Sachbüchern sowie Enzyklopädien. Erstmals waren farbige Illustrationen auch für die Massen erschwinglich, die die Mühen des Druckers nicht nur durch den Kauf der Bücher belohnten, sondern auch durch den Kauf von farbig glänzenden Oblaten, Andachtsbildchen, Spielkarten, Ausschneidebögen, Einwickelpapieren, Etiketten, Sammelbildchen, Postkarten und verschiedenartigsten anderen Luxuspapieren.

Glanzbild

Stahlstiche

Insel Sylt und das umliegende Wattenmeer.  Maßstab 1:200.000

Das Stahlstichverfahren basierte auf extrem haltbaren Stahlplatten, die für mehrere Tausend Kopien genutzt werden konnten. Die Technik war zeitintensiv und wurde überwiegend für die Herstellung von Briefmarken und Banknoten genutzt. Einer ihrer Vorteile war die Möglichkeit, die Orginal-Druckplatte zu vervielfältigen: Nach der Härtung der des gestochenen Orginals konnte es durch das Kopieren der Linien auf eine andere Stahlplatte nahezu ununterscheidbar vom Original vervielfältigt werden. Aus diesem Grunde wurde die Technik besonders für Illustrationen in Büchern mit einer sehr großen Auflage, wie z.B. Enzyklopädien, genutzt.

Photochromien

Die Photochromie ist eine Fotodrucktechnik, die in den 1870er Jahren von Léon Vidal (1833–1906) entwickelt wurde. Sie vereint fotografische Methoden mit lithographischen Druckverfahren, um farbige Fotodrucke zu erzeugen. Die Herstellung einer Photochromie beginnt mit einem Schwarzweiß-Negativ, auf dessen Basis mehrere Lithografie-Steine oder -Platten angelegt werden. Jeder Stein, von denen zwischen sechs und fünfzehn benötigt wurden, stand für eine andere Farbe im fertigen Bild. Diejenigen Teile der Druckes, die nicht von der benötigten Druckfarbe bedeckt werden sollten, mussten mit lichtundurchlässiger Farbe bestrichen werden. Das Verfahren war sehr aufwändig: Jede Farbe wurde einzeln aufgetragen, die verschiedenen Schichten mussten präzise aufeinander passen. Obwohl die Angestellten der Druckereien die farbige Wirklichkeit in der Regel nie gesehen hatten, konnten so doch sehr realistisch wirkende ‘Fotografien’ in leuchtenden Farben und in großen Mengen produziert werden. Das Verfahren war daher besonders für die Herstellung von Kunstdrucken und Ansichtskarten beliebt.

Bekannte Unternehmen, die sich mit der Herstellung von Photochromie-Ansichtskarten befassten, waren die Detroit Photographic Company und die Firmen Photochrom Zürich sowie Nenke & Ostermaier in Dresden. Wegen ihrer großen Beliebtheit prägten diese Photochromie-Karten das Bild sehenswürdiger Landschaften und Städte. Nach 1910 wurde die Photochromie schließlich nach und nach durch die Farbfotografie abgelöst. Die Original-Photochromie-Postkarten entwickelten sich zu begehrten Sammlungsobjekten.

Lago di Lugano